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Computerspenden für Afrika: Segen oder Schrott?

25. Juni 2007 von Christian Imhorst

In meinem Artikel Linux rettet die Welt schreibe ich sehr positiv darüber, wie man alte Rechner mit einem modernen Betriebssystem ausstatten könnte, um sie an Entwicklungs- und Schwellenländer zu spenden. Alex Antener von „Exterminate All the Brutes“ sieht solche Projekte kritischer und hat damit auch Recht. In seinem Vortrag Freie Software – Eine Chance für Afrika? auf dem 23. Chaos Communication Congress berichtete er über seine Erfahrung am polytechnischem College von Blantyre, Malawi, wo er mitgeholfen hat, ein Computernetzwerk mit Servern, ThinClients und dem Betriebssystem Edubuntu aufzubauen. Am Ende des Vortrages schließt sich eine Fragerunde an, in der er sagt: „In Blantyre hast du fünf Mal am Tag Stromausfall. Jetzt werden so alte Computer von irgendwelchen Organisationen geschickt und die Uni muss sich für jeden Computer ein UPS, so ein Batteriesystem kaufen, die sehr teuer sind. Mit dem ThinClient-System müssen wir nur dem Server so ein UPS hinstellen. Wenn die ThinClients keinen Strom hatten, wurde das System beim erneuten Start einfach wiederhergestellt.“

Alte Computer nach Afrika zu spenden ist also kontraproduktiv, weil für jeden Rechner Geld für ein System zur unterbrechungsfreien Stromversorgung aufgewendet werden muss. Abgesehen davon, so Alex weiter, würden diese Rechner mit Pentium II oder III Prozessoren meist nicht gespendet, sondern der Schrott würde auch noch „verkauft“. Demnach ist es ökonomisch sinnvoller gleich in moderne ThinClient-Systeme zu investieren. Oder, was ich mir auch vorstellen könnte, wäre ein Projekt oder ein Verfahren, das alte Computer in ThinClient-Systeme plus Server umwandelt, und das praktischer Weise auch gleich vor Ort ist, wo die Computer gebraucht werden. Inwiefern es so ein Projekt schon gibt, oder ob es überhaupt machbar ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall wäre es gut, wenn Projekte wie das Charity Network in Norderstedt aus den Erfahrungen von „Exterminate All the Brutes“ lernen würden und nicht mehr Computerschrott mit einer fünf Dollar Lizenz für Windows 2000 nach Namibia und in andere Länder verschicken würden. Diese Geschichte kann man übrigens gut im Weblog von Michael Edwards nachlesen.

Geschrieben in Gnu/Linux