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Kopieren als Kulturtechnik

Auf alten Pfaden und neuen Wegen – Teil 1

2. Januar 2008 von Christian Imhorst

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Wir sind nur eine kleine Gemeinschaft, einfach nur ein paar Geeks oder Nerds, die nicht loslassen können. Obwohl wir häufig leistungsstärkere Rechner zu Hause haben, hängen wir noch an unseren alten Computern. Meist sind das Notebooks, weil man sich davon am schwersten trennen mag. Von einem PC, der nicht zu sehen ist und meist unterm Schreibtisch arbeitet, kann man sich eben leichter trennen, als von einem langjährigen Gefährten, der einen überall hin begleitet hat. Mittlerweile ist zwar der Akku tot oder so schwach, dass er vielleicht nur noch eine halbe Stunde durchhält, theoretisch könnte der Schleppi mich aber immer noch begleiten. Alles andere funktioniert schließlich einwandfrei, auch wenn der Laptop mit aktueller Software recht träge zusammen arbeitet. Aber es macht immer noch einen heiden Spaß, Gnu/Linux oder andere freie Betriebssysteme darauf zu installieren und zu gucken, wie sie sich auf der alten Kiste „anfühlen“.
Für mich ist das mein Toshiba Tecra 8000. Ich habe schon etliche Betriebssystem auf ihm probiert, zum Beispiel Fluxbuntu, Damn Small Linux (DSL), oder Mepis antiX. Für sich genommen sind das alles klasse Betriebssysteme, wenn man schnell ein produktives System aufbauen möchte. Ich will aber mehr. Ich will nicht nur die Leistung der Macher bestaunen, die aus dem Pool freier Software und auf der Basis von Debian eine neue Distribution zusammengestellt haben. Ich will mir die Software aus demselben Pool selbständig zusammensuchen, die ich auf meinem Rechner verwenden möchte.

Ein Debian-Grundsystem installieren

Für das Grundsystem habe ich mich für Debian 4.0 „Etch“ entschieden. Der Tecra 8000 hat einen Pentium II Prozessor mit 333 MHz und 256 MiB RAM. Das ist genug Leistung für ein Gnu/Linux mit einem Kernel aus der 2.6er-Reihe. Der Tecra 8000 soll hier übrigens nur als Beispiel dienen. Rechner mit ähnlicher Leistung sollten genauso „Etch“-tauglich sein. Wem „Etch“, das stabile Debian, zu konventionell ist, kann auch Debian Testing mit dem Codenamen „Lenny“ probieren. Das sollte genauso bis ähnlich wie „Etch“ für den Tecra 8000 funktionieren. Damit bin ich in einer ziemlich luxuriösen Stellung, wenn man bedenkt, dass viele andere Freunde alter Hardware mit weit weniger auskommen müssen. Henry Jensen zum Beispiel, der Gründer von DeLi-Linux hat „nur“ einen 486er Laptop mit 16 MiB RAM, für den er DeLi entwickelt hat.
Um ein Debian-Grundsystem zu installieren, braucht man ein minimales, bootfähiges CD-Image. Darauf sind nur die notwendigsten Programme für die Installation enthalten, alles weitere wird übers Internet von den Debian-Servern besorgt. Daher ist es wichtig, während der Installation eine schnelle Internetverbindung zu haben. Das CD-Image kann man für die verschiedenen Prozessoren unter dem Punkt Offizielle »netinst«-Images für die »stable«-Veröffentlichung herunterladen. Da ich hier einen Pentium habe, muss ich den Link für [i386] nehmen (dieser Link könnte sich mittlerweile schon geändert haben, da die Weiterentwicklung von Debian nicht ruht. Am besten folgt man den Link über diese Seite). Sobald die etwa 180 Mib große Datei für die Netzinstallation heruntergeladen ist, sie heißt debian-40r1-i386-netinst.iso oder auch so ähnlich, kann das Image auf CD-R(W) gebrannt werden, um ein bootfähiges Medium zu erstellen. Wenn das erledigt ist, kann die CD eingelegt und der Laptop gestartet werden.
Phil Hughes hat bereits 1996 im Linux-Journal geschrieben, dass man einem Huhn beibringen könnte, Debian zu installieren, wenn man nur genügend Körner auf die Enter-Taste legen würde. Während der Installation musste man schon damals nur an wenigen Stellen selber tätig werden. Mehr als 10 Jahre nach diesem Artikel ist die Installation von Debian noch einfacher geworden. Daher springe ich hier in der Installtionsroutine bis zu folgendem Fenster vor:

Debian installieren

Im Menü „Softwareauswahl“ ist ein Sternchen bei „Desktop-Umgebung“ gesetzt. Wenn man den drin lässt, wird automatisch Gnome als Desktop installiert. Außerdem sollte man auch nicht den Punkt „Webserver“ auswählen. Durch „Desktop-Umgebung“ und „Webserver“ werden Standard-Pakete installiert, die man auf alter Hardware nicht unbedingt haben will. Der Stern muss daher raus bzw. darf dort erst gar nicht gesetzt werden. Stattdessen kann man aber einen bei „Laptop“ einsetzen. Nachdem die Installation beendet und der Rechner neu gestartet worden ist, kann man sich in die Kommandozeile einloggen. Noch steht uns hier keine grafische Oberfläche zur Verfügung. Die folgt im nächsten Teil.

Zum Schluss noch die Frage, welches Dateisystem für ältere Rechner besser ist, das neuere ext3 mit Journaling-Funktion oder doch das ältere ext2? Während des Installationsprozesses hat man während der Partitionierung der Festplatte die Möglichkeit, ein anderes Dateisystem als das standardmäßig vorgeschlagene ext3 auszuwählen. Persönlich finde ich ext2 schneller, aber da kann ich mich auch täuschen. Allerdings müsste ext2 mit den Ressourcen des Systems schonender umgehen, da es nicht alle Änderungen vor dem eigentlichen Schreiben in einen dafür reservierten Speicherbereich, dem Journal schreiben muss. Damit ist der Hauptnachteil von ext2 aber auch schon genannt: Es ist kein Journaling-Dateisystem und nach Systemabstürzen und Stromausfällen drohen Datenverlust.

Geschrieben in Gnu/Linux