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Linux rettet die Welt



Die Minimalinstallation, Teil 1


Dieser Artikel ist erstmals erschienen im
freiesMagazin 04/2007 April. Ausgabe 04/2007 als PDF herunterladen. Artikel als PDF herunterladen.


Bei Linux geht es gar nicht um die Weltherrschaft, wie Linus Torvalds einmal behauptet hat, sondern um die Rettung der Welt. Wie eine englische Studie im vergangenen Monat herausgefunden hat [1], leben Linux-Computer mit durchschnittlich sechs bis acht Jahren doppelt so lang wie Windowsrechner. Die sind durchschnittlich nur drei bis vier Jahre im Einsatz und werden danach aussortiert. Linux ist dagegen in vielen Fällen noch auf alter 486er-Hardware zu finden. Würden wir also in einer Welt leben, in der alle nur noch GNU/Linux benutzen würden, hätte die Menschheit nur noch halb soviel Computerschrott, behauptet zumindest die Internetseite EcoGeek [2]. Auf der anderen Seite würden Hardwarehersteller wie Dell und Co. nur noch die Hälfte verkaufen können. Für sie ist also jedes neue speicherhungrige Windows ein geschäftlicher Segen.

GNU/Linux auf alten Rechnern zu installieren ist also nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch aktiver Umwelt- und Klimaschutz. Ausgemusterte Windowsrechner können mit GNU/Linux einer neuen Bestimmung zugeführt werden, deren Anwendungsspektrum vom Desktop-PC über PC-Cluster bis hin zum günstigen Server für Non-Profit-Organisationen reicht. Daher wird es in diesem Artikel erst einmal darum gehen, wie man Ubuntu als Minimalsystem aufsetzt, das zum Beispiel sofort als Server ohne graphische Benutzeroberfläche einsetzbar ist. Im nächsten Teil ist dann der Desktop-PC Thema, also wie man der Minimalinstallation eine schlanke graphische Benutzeroberfläche verleiht.

Der einfache Weg

Bietet der Rechner, der mit Ubuntu bespielt werden soll, die Möglichkeit, von CD zu booten, ist der größte Teil der Arbeit bereits im Sack [3]. Für das Minimalsystem lädt man die Alternate-CD herunter und bootet den Computer neu. Hat man sich für Dapper Drake entschieden, wählt man im Splash-Screen Install a server. Alternativ kann man die ESC-Taste drücken und in den Textmodus wechseln, um die Boot-Parameter manuell einzugeben. Möchte man Ubuntu zum Beispiel ohne ACPI-Unterstützung installieren, da einige ältere Notebooks mit dieser Form der Energieverwaltung Schwierigkeiten haben, kann man hier server acpi=off eingeben. Bei Edgy Eft wurde diese Option in Install a command-line system umbenannt, was auch eher den Kern der Sache trifft. Im Textmodus kann man zusätzlich nicht mehr die Option server auswählen, sondern nur noch install oder expert für den Experten-Modus. Für die Installation eines Servers gibt es mittlerweile eine spezielle CD, die einen auf den Serverbetrieb optimierten Kernel installiert, der aber nicht zu den älteren Prä-686er-Prozessoren kompatibel ist. Man kann diesen Kernel zwar nach der Installation durch einen 386er-kompatiblen ersetzen, was aber aufwendiger ist, als die Installation mit der Alternate-CD. Die anschließende textbasierte Installation von Dapper oder Edgy ist übrigens weitestgehend selbsterklärend, weswegen wir hier nicht weiter darauf eingehen müssen. Stattdessen schauen wir uns ein anderes interessantes Projekt für die Installation eines Ubuntu-Servers an.

Netinstall

Es gibt nämlich noch die etwa 8 MB große Netinstall-CD mini.iso [4] für die Installation übers Internet. Wählt man im Splash-Screen der Netinstall-CD die Option install aus, erscheint zum Schluss der Basisinstallation ein Auswahlmenü, in dem man sich zwischen Ubuntu, Xubuntu oder Kubuntu entscheiden kann. Mit der Option server bekommt man ein Kommandozeilen-System wie bei der Alternate-CD. Die mini.iso enthält gerade mal das Nötigste wie Kernel, Netzwerktreiber und ein Grundgerüst für die Installation auf x86-Prozessoren. Alle weiteren Pakete werden aus dem Internet von Ubuntu-Servern gezogen. Es kann passieren, dass die Installation hier abbricht, weil die Netzwerkkarte des Rechners von der Mini-Installation nicht erkannt wird. Dann muss man sich entweder nach einer anderen Netzwerkkarte oder einer weiteren Installationsmöglichkeit umschauen. Nun gibt es Menschen, die zwar einen Computer besitzen, aber kein CD-Laufwerk. Entweder ist es defekt, es war einfach nicht dabei, weil es sowas damals noch nicht gab oder das BIOS des Rechners sieht überhaupt keine Option für das Booten von CD vor. Auch in diesem Fall gibt es Hilfe.

Der 6-Disketten-Netinstall *

Im Original ist dieser Netinstall im englischen Ubuntu-Forum nachzulesen [5]. Die Images der sechs Disketten sind dort auf 12 Dateien aufgeteilt, die alle die Dateiendung zip haben. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Zip-Dateien, sondern um das jeweils halbe Diskettenimage. Der Grund ist, dass das Ubuntu-Forum nur den Upload von Dateien mit maximal 920 kB erlaubt. Da eine Diskette bekanntlich 1.44 MB groß ist, mussten die Images gesplittet werden. Den beiden gesplitteten Dateien wurde dann die Endung zip verpasst, da die Forumssoftware das Hochladen sonst nicht erlaubt hätte. Nachdem man alle 12 Dateien heruntergeladen hat, muss man die Images wieder zusammensetzen. In der Windowsbefehlszeile benutzt man dazu den Befehl copy:

copy /b boot.1.zip+boot.2.zip boot.img
copy /b disk1.1.zip+disk1.2.zip disk1.img
. . .

Bei einem Unix-Betriebssystem macht man das mit dem Befehl cat:

cat boot.1.zip boot.2.zip > boot.img
cat disk1.1.zip disk1.2.zip > disk1.img
. . .

Die Images können jetzt auf richtige Disketten geschrieben werden. Disketten, wir erinnern uns, sind ein sehr fehleranfälliges Medium. Es kann also sein, dass beim Beschreiben der Floppy und auch während der Installation Probleme auftauchen können, weil ein Sektor der Disk beschädigt ist. Gleich nachdem man die Disketten erstellt hat, sollte man sie beschriften, da man bei sechs Disketten schnell den Überblick verlieren kann. Unter Windows werden sie mit dem Programm RawWrite erstellt, bei Ubuntu oder einem anderen Unix mit Bordmitteln:

dd if=~/Netinstall/boot.img of=/dev/fd0
dd if=~/Netinstall/disk1.img of=/dev/fd0
. . .

Die Bootreihenfolge im BIOS des Computers muss so eingestellt werden, dass zuerst vom Diskettenlaufwerk gebootet wird. Danach legt man die Diskette mit dem Namen boot.img ein und startet den Computer neu. Nach einer kleinen Weile wird man gebeten, die erste Diskette einzulegen, dann die zweite und so fort. Nach der letzten Diskette erfolgt die textbasierte Installation von Ubuntu. Viel später wird man dann gefragt, ob man Ubuntu, Kubuntu, Xubuntu oder einen Server installieren will. Hier entscheiden wir uns für die Option server.

Install.exe

Wenn der Computer über kein funktionierendes CD- oder Disketten-Laufwerk verfügt, aber ein internetfähiges Windows, zum Beispiel Windows 98, installiert ist, kann man Ubuntu mit Wubi installieren [6]. Wubi ist eine inoffizielle Installationsroutine, mit der sich Ubuntu direkt unter Windows installieren lässt, ohne dass man vorher eine CD brennen und booten muss. Bislang ist das Programm noch im Betastadium, so fehlt die Unterstützung für mehrere Sprachen und man kann keine benutzerdefinierte Installation ausführen.

Nach dem Start lässt Wubi einem die Wahl, welches der drei offiziellen Ubuntus man installieren möchte. Hier wählt man erstmal Ubuntu aus, damit die ISO-Datei der Alternate-CD heruntergeladen wird. Danach folgt eine kleine Installationsorgie, bis man zum Neustart aufgefordert wird: „Install complete. Do you wish to reboot the system to test Ubuntu?“. Würde man hier Ja wählen, würde Ubuntu mit einer graphischen Benutzeroberfläche starten, was wir aber nicht wollen. Wir möchten stattdessen eine Kommandozeile. Dazu muss man vor dem Neustart die Konfigurationsdatei preseed.cfg im Verzeichnis C:\wubi\install\ verändern. Also Nein auswählen und die Datei mit dem Editor Notepad ¨offnen. Innerhalb der Datei steht eine Zeile mit tasksel tasksel/first multiselect ubuntu-desktop, die auskommentiert werden muss. Das Kommentarzeichen bei der folgenden Zeile, die den Eintrag ubuntu-standard enthält, muss dagegen entfernt werden. Nun noch einen manuellen Neustart durchführen und das Startmenü fragt nach, ob man Windows oder Ubuntu booten möchte. Wubi ist bestimmt nicht der beste Weg, ein produktives System aufzusetzen und sollte eine Ausnahme bleiben. Besser ist es, Ubuntu „richtig“ zu installieren.

Nachklapp

Nach erfolgreicher Installation und dem ersten Einloggen sollte man zuerst die Sektionen multiverse und universe freischalten. Entweder bearbeitet man dazu die Datei /etc/apt/sources.list in einem Editor oder mit einem kleinen Befehl auf der Konsole:

sed -e 's/# deb/deb/g' -i /etc/apt/sources.list

Danach wird das System mit

sudo apt-get update && sudo apt-get upgrade

auf den neusten Stand gebracht und schonmal für den zweiten Teil der Minimalinstallation vorbereitet, in dem wir einen Fenstermanager installieren werden: „Ice, Ice Buntu. Die Minimalinstallation, Teil 2.“

Links:
[1] http://www.arb.ca.gov/oss/articles/Report-v8d.pdf
[2] http://www.ecogeek.org/content/view/459/
[3] http://www.schlenther.de/download/boot_von_cd.pdf
[4] http://archive.ubuntu.com/ubuntu/dists/edgy/main/installer-i386/current/images/netboot/mini.iso
[5] http://www.ubuntuforums.org/showthread.php?t=350651
[6] http://cutlersoftware.com/ubuntusetup/wubi/en-US/index.html

Endnote(n) der HTML-Ausgabe:

* Siehe dazu auch Ubuntu Netinstall mit 6 Disketten.